Buddha-Statue - Antik Laos Stehende Buddha-Statue im Dharmachakra-Lehr-Mudra – 50 cm.

Wie der Buddhismus die Praxis veränderte, nachdem er die Existenz von Atman geleugnet hatte

Die Ablehnung des Buddha ātmanoder das ewige Selbst, brachte eine der tiefgreifendsten Veränderungen in der Geschichte der spirituellen Praxis mit sich.

Als der Buddhismus den Glauben an eine Seele durch die Lehre von ersetzte anatta (Nicht-Selbst) verlagerte sich die gesamte Struktur der Meditation, Ethik und Moralpsychologie von der Selbstverwirklichung zur Auflösung der egozentrierten Identität. 

Buddha-Lehre

Der Wandel vom Selbstsein zum Prozess

Vor der Lehre Buddhas basierte die indische Spiritualität weitgehend auf der Entdeckung des wahren Selbst (ātman) und seine Einheit mit dem kosmischen Prinzip (Brahman). Indem der Buddhismus eine dauerhafte Seele leugnete, wandte er die Aufmerksamkeit von metaphysischen Spekulationen ab und hin zu direkter Einsicht in die Erfahrung. Spirituelle Praxis wurde zu einem Studium Prozess, nicht Beständigkeit – Verständnis der Bestandteile des Seins (Skandhas) als vergängliche, voneinander abhängige Phänomene.

Diese Verschiebung lenkte die Bemühungen von der Bestätigung einer inneren Essenz auf die Beobachtung, wie Empfindungen, Wahrnehmungen und Gedanken entstehen und verschwinden. Das Ziel bestand nicht darin, das Selbst zu finden, sondern darin, seine konstruierte, leere Natur zu bezeugen.

Transformation in Meditationspraktiken

Die buddhistische Meditation entwickelte sich insbesondere durch die Einsichtspraktiken von Vipassana (Einsichtsmeditation). Im Gegensatz zu früheren vedischen Meditationen, die auf die Vereinigung mit dem Göttlichen abzielten, konzentriert sich die buddhistische Kontemplation auf das Erkennen der Vergänglichkeit (anicca), Leiden (dukkha) und Nicht-Selbst (anatta) in allen Erfahrungen.

Mönchen und Praktizierenden wird beigebracht, den Körper, die Gefühle und das Bewusstsein zu beobachten, ohne sich mit ihnen zu identifizieren:
„Gefühl ist nicht Selbst; Wahrnehmung ist nicht Selbst“, erklärte der Buddha wiederholt. Durch diese Beobachtung schwächen Praktizierende Anhaftung und Abneigung und verwirklichen Freiheit nicht dadurch, dass sie etwas Ewiges erlangen, sondern indem sie die Illusion von „Ich“ loslassen.

Wandel der ethischen und rituellen Orientierung

Die Leugnung von ātman veränderte auch die buddhistische Ethik. Wenn das Selbst nicht fixiert ist, geht es bei moralischem Verhalten nicht um die Reinigung einer unsterblichen Seele, sondern um die Reduzierung egozentrisches Verlangen und mitfühlende gegenseitige Abhängigkeit. Dieses Verständnis vertiefte sich Sila (ethische Disziplin), wobei Freundlichkeit, Empathie und Demut im Vordergrund stehen, da die Grenze zwischen „selbst“ und „anderen“ fließend geworden ist.

Rituale im Buddhismus wurden zu symbolischen Akten der Vergänglichkeit – Opfergaben, Gesänge und Betrachtung des Todes (maranasati) erinnern Anhänger daran, dass das Leben vergänglich ist und Befreiung nicht im Bewahren der Identität, sondern im Loslassen liegt.

Wiedergeburt ohne Seele

Die vielleicht radikalste Transformation betrifft die Wiedergeburt. Der Buddhismus behielt die Idee bei Wiedergeburt, aber ohne eine transmigrierende Seele. Kontinuität über Leben hinweg wird als erklärt Strom der abhängigen Entstehung (paṭicca-samuppāda), wo karmische Ursachen neue Formen des Bewusstseins entstehen lassen, ohne dass eine feste Entität zwischen den Leben reist. Die Wiedergeburt spiegelt somit die Dynamik von Handlungen wider, nicht die Bewegung einer Seele.

Die moderne Implikation

In der zeitgenössischen Praxis haben die Erkenntnisse über das Nicht-Selbst Achtsamkeit, mitfühlende Ethik und psychologische Freiheit gefördert. Der Praktiker lernt, der Vergänglichkeit mit Anmut statt mit Verleugnung zu begegnen und vollständig in der Gegenwart zu leben, ohne an der Identität festzuhalten.

Buddha-Meditation

Fazit

Die Leugnung von ātman verwandelte den Buddhismus von einem Weg des Selbstfindung in einen von Selbstbefreiung.

Die Meditation verlagerte sich hin zur direkten Wahrnehmung der Veränderung von Augenblick zu Augenblick, Ethik wurzelte in der Verbindung und Wiedergeburt wurde als kausale Kontinuität und nicht als Seelenübertragung neu interpretiert.

Indem der Buddha das Konzept eines permanenten Selbst entfernte, öffnete er den menschlichen Geist für ein freieres, mitfühlenderes Verständnis der Existenz – eines, bei dem Befreiung das Erwachen zur Leere und nicht zur ewigen Essenz bedeutet.